Kurzer geschichtlicher Rückblick

Das offizielle Bemühen, eine Dokumentation über die Wiener Straßenbahn zu schaffen, war in den ersten 100 Jahren ihrer Geschichte so gut wie nicht vorhanden. Was in den dreißiger Jahren durch rücksichtslose Verschrottung verloren gegangen ist, lässt sich durch politische und wirtschaftliche Umstände erklären. Leider blieb dadurch zum Beispiel kein einziger der allerersten Wiener Straßenbahnwagen der Type A – Baujahr 1897, oder einer der interessanten 4-achsigen Stocktriebwagen der Type F erhalten. Aber, wie gesagt, da war eben an musealen Luxus nicht zu denken.

Jedoch muss die Geschichte im Jahre 2001 – zum 35 Jahr-Jubiläum der Sammlung „Wiener Tramwaymuseum” doch ein wenig korrigiert werden. Es gibt sie doch wieder – die erste Wiener elektrischen Triebwagentype A. Im Jahre 1998 wurde ein Fahrgestell der Type A aufgefunden und durch die osteuropäische Vertragswerkstätte der „MT Eisenbahnbedarf HandelsgmbH“ Mariazell (Geschäftsführer: Alfred Fleissner) rekonstruiert. Und so ist sie wieder erstanden: die erste Wiener „Elektrische“ Garnitur. Der Triebwagen Type A Nummer 7m und der für den elektrischen Betrieb adaptierte ehemalige Pferdebahnwagen der Type q BBG-Nummer 1020 (gebaut 1884 in Simmering als Pferdebahnwagen der WT Nr. 623 – BBG Type q Nr. 1020 – WStB Nr. 1446), welcher aus einer aufgefundenen Bauhütte rekonstruiert wurde.

 MT-q1020-A

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg hat der schwierige Wiederaufbau die Begeisterung für die Vergangenheit zweifellos gedämpft, jedoch waren noch unglaublich viele Fahrzeuge aus der Frühzeit der Tramway erhalten geblieben und teilweise, aus Mangel an Neubaufahrzeugen, sogar noch im täglichen Einsatz. Doch wurden, nach Lieferung von neuen Wagen, diese historischen Fahrzeuge in relativ kurzer Zeit erbarmungslos verschrottet. Nur noch Fotos zeigen heute, was damals und auch noch später aus Gedankenlosigkeit oder durch Bestimmungen desinteressierter Beamter unwiederbringlich verloren gegangen ist.
Das erste Mal wurde die Öffentlichkeit mit der Geschichte der Wiener Straßenbahn bei der Abschiedsfahrt der Linie 13 vom Südbahnhof zur Alser Straße am 1. Juli 1961 konfrontiert. Obwohl damit „ein gewaltiger Schritt in eine neue, moderne Zeit“ (Presse-Zitat) mit Doppeldeckerbussen gefeiert werden sollte, war der wirkliche Publikumserfolg der Blick in die Vergangenheit: ein Festzug bestehend aus der Krauß’schen Dampftramwaylokomotive Nr. 11 (zuletzt Werkslok der Schleppbahn Liesing, welche mit Hilfe des Österreichischen Eisenbahnmuseums – damals eine Dienststelle der Österreichischen Bundesbahnen – gerettet werden konnte) und dem ehemaligen Pferdebahnwagen s2 1504 – grün lackiert und mit der Originalnummer 340 bezeichnet, gefolgt vom ehemaligen Salontriebwagen 2003 mit dem Beiwagen 3594.

 

Trotz dem von der Bevölkerung offen gezeigten Interesse an ihrer „Tramway“ war an die Schaffung eines Wiener Straßenbahnmuseums und dem planmäßigen Aufbau einer Dokumentation, wie von Helmut Portele in seinem Arbeitsprogramm 1957 zur Erhaltung österreichischer Schienenfahrzeuge veröffentlicht, nicht zu denken. Schließlich hatte man die Straßenbahn zu dieser Zeit als zum alten Eisen gehörig abgeschrieben und es herrschte ein eindeutiger Trend zur Eliminierung von allem, was nicht mehr modern war und nicht unbedingt benötigt wurde.

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